Dem Alltag so fern, doch voll im Leben
Wir packen. Oder besser: Wir packen zur Probe. Ob auch alle Klamotten für ein Jahr in die bewährten Radtaschen passen. Ihr lest richtig. In ein paar Wochen machen wir uns auf die nagelneuen Reifen, die an unseren Rädern glänzen. Und alles für ein ganzes (Sabbat)-Jahr.
Das Sabbatjahr war beantragt, aber noch nicht genehmigt. Da lag ich nach dem Unfall in der Klinik und der Arzt fragte, ob ich wieder auf mein Rad steigen will. Und ob. Am liebsten sofort. Ein utopischer Wunsch mit gebrochener Schulter und frisch operiertem Auge… Drei Monate später wurde das Sabbatjahr genehmigt. Ich wusste: In einem Jahr bin ich fit für die große Reise. Ein Ziel zu haben setzt ungeahnte Kräfte frei. Natürlich sitze ich, trotz bleibender Einschränkungen, wieder im Sattel meines kleinen Schwertransporters.
Unsere Verwandten in Kanada wollten wir in diesem Jahr sowieso besuchen. So nehmen wir Quebec als Einstieg für unsere Radreise. Den Sankt-Lorenz-Strom runterrollen, entlang des Ontario-Sees, vielleicht zu den Niagara-Fällen abbiegen. Über die Bluewater Bridge, nördlich von Detroit, wollen wir in die Vereinigten Staaten einreisen und ab Chicago entlang der Route 66 nach Kalifornien kurbeln. Das ist unsere grobe Planung, die sich unterwegs durchaus ändern kann.
Doch zuerst müssen wir nach Paris. Hier hebt am 27. Juli unser Flieger ab. Wie wir dahin kommen? Radeln und mit dem Zug. Bahn-Abenteuer nicht ausgeschlossen.